Musiktheatralische Reise an die Berliner Peripherie nach Motiven von Julio Cortázar
2., 3., 4., 5. und 6. Oktober 2007
Leitung der Zentralkapelle: Tobias Haußig
Gesamtleitung: Daniel Ott, UdK Berlin
Eine Koproduktion der Fakultäten Darstellende Kunst und Musik der Universität der Künste Berlin, mit freundlicher Unterstützung von Klangzeitort, dem Institut für Neue Musik Berlin und der Argentinischen Botschaft Berlin.
Eben noch rasten wir wie Daten mit dem Strom der Autobahn. Auf der Raststätte fühlen wir uns wie die Kugeln auf einem Rechenschieber, an den Rand geschoben. Raststätten sind die einzige Ausnahme vom Halteverbot der Autobahn, exemplarische Orte unserer mobilen Gesellschaft: in sich abgeschlossene Blasen, abgespart von der Landschaft, öffentliche Areale des Konsums und alltäglicher, existenzieller Verrichtungen. Raststätten inszenieren regionale Eigenart in europäischer Regelmäßigkeit. Auf Raststätten verlieren wir Zeit. Wir bremsen kurz runter, regenerieren Mensch und Maschine für die Weiterfahrt, beschleunigen dann wieder auf die Mindestgeschwindigkeit und fädeln uns ein, zurück in den Strom.
In seiner letzten Veröffentlichung, der tagebuchartigen Chronik „Die Autonauten auf der Kosmobahn“ (1984), beschreibt Julio Cortázar eine außergewöhnliche, zeitlose Reise – weniger von Paris nach Marseille, als vielmehr von Raststätte zu Raststätte. Aufgetankt mit Texten und Motiven des argentinischen Meistererzählers, dessen bekannteste Kurzgeschichte „Der Teufelsgeifer“ die Vorlage für Antonionis Film „Blow up“ war, fährt ein Berliner Reisebus der Wirklichkeit hinterher, um sie an geeigneter Stelle zu überholen.